## Entmenschlichung des Feindes
Die Entmenschlichung des Gegners ist eine weit verbreitete Kriegsstrategie, die es Soldaten erleichtert, Gewalt anzuwenden[1]. Dies geschieht auf zwei Arten:
1. **Aktive Entmenschlichung**: Der Feind wird explizit als unmenschlich dargestellt.
2. **Passive Entmenschlichung**: Die Menschlichkeit des Gegners wird ignoriert oder ausgeblendet.
Diese Prozesse senken die Hemmschwelle für grausames Verhalten und ermöglichen es Soldaten, moralische Bedenken zu überwinden.
## Gruppendynamik und militärische Strukturen
Militärische Einheiten zeichnen sich durch starken Zusammenhalt und hierarchische Strukturen aus:
- **Gruppenzwang**: Soldaten handeln oft unter dem Druck, sich der Gruppe anzupassen.
- **Militärische Disziplin**: Strikte Befehlsstrukturen können individuelles moralisches Urteilsvermögen untergraben.
Diese Faktoren können dazu führen, dass Soldaten Handlungen ausführen, die sie unter normalen Umständen ablehnen würden.
## Psychologische Konditionierung
Militärisches Training zielt darauf ab, Soldaten auf den Ernstfall vorzubereiten:
- **Realistische Simulationen**: Kampfsituationen werden nachgestellt, um Soldaten zu desensibilisieren[5].
- **Automatisierung des Tötens**: Ziel ist es, das Töten zu einer reflexartigen Handlung zu machen.
Diese Konditionierung kann zu einer emotionalen Distanzierung führen, die als "Verrohung" wahrgenommen wird.
## Soziokulturelle Einflüsse
Der gesellschaftliche Kontext spielt eine wichtige Rolle:
- **Kulturelle Normen**: In Gesellschaften, die Gewalt als legitimes Mittel betrachten, ist die Schwelle zur Gewaltanwendung niedriger.
- **Ideologische Prägung**: Besonders in totalitären Systemen wird oft versucht, Soldaten zu "härten" und moralische Bedenken zu unterdrücken.
## Individuelle Unterschiede und Bewältigungsstrategien
Es ist wichtig zu betonen, dass nicht alle Soldaten gleich auf Kriegserfahrungen reagieren:
- **Resilienz**: Manche Individuen bewahren ihre moralischen Werte trotz extremer Umstände.
- **Psychische Belastungen**: Viele Soldaten leiden unter den Folgen ihrer Handlungen und entwickeln Schuldgefühle oder posttraumatische Belastungsstörungen[2].
## Fazit
Der Begriff "Verrohung" greift oft zu kurz, um die komplexen psychologischen und sozialen Auswirkungen von Kriegserfahrungen zu beschreiben. Während einige Soldaten tatsächlich abstumpfen oder brutaler werden, kämpfen andere mit schweren psychischen Folgen ihrer Erlebnisse. Die Reaktionen sind individuell und hängen von persönlichen, kulturellen und situativen Faktoren ab. Eine differenzierte Betrachtung ist notwendig, um die vielschichtigen Auswirkungen von Krieg auf Soldaten zu verstehen und angemessen darauf zu reagieren.
Citations:
[1] https://www.rosalux.org.il/artikel/entmenschlichung-durch-ignorieren/
[2] https://wehrmed.de/humanmedizin/werteveraenderungen-moralische-verletzungen-bei-im-einsatz-psychisch-erkrankten-soldaten-der-bundeswehr.html
[3] https://www.bmlv.gv.at/truppendienst/ausgaben/artikel.php?id=1068
[4] https://www.schulpsychologie.at/gewaltpraevention/mobbing/gruppendynamik
[5] https://www.zeit.de/politik/ausland/2012-04/soldaten-leichenschaendung-psychologie
[6] https://wissenschaft-und-frieden.de/artikel/sozialisation-im-militaer/
[7] https://www.bmlv.gv.at/pdf_pool/publikationen/ms_17_1.pdf
[8] https://wb-web.de/wissen/interaktion/gruppendynamik.html
[9] https://politik.watson.de/politik/analyse/401635302-israel-krieg-wie-die-entmenschlichung-des-gegners-eine-kriegstaktik-darstellt
[10] https://de.wikipedia.org/wiki/Gruppendynamik
[11] https://www.palestinemission.at/single-post/die-entmenschlichung-der-pal%C3%A4stinenserinnen-durch-die-israelische-gesellschaft-ist-nun-absolut-gewor
[12] https://www.socialnet.de/lexikon/Gruppendynamik