Das ewige Hamsterrad! Täglich grüßt das Murmeltier! Gefangen in einer Zeitkapsel.
Man hofft, dass die Emanzipation Fortschritte macht. Doch was erleben
wir im 21. Jahrhundert? Einen Rückschritt – zurück in die Anfänge des
20., wenn nicht sogar des 19. Jahrhunderts. „Woke“ wird zum Schimpfwort
degradiert. Die gläserne Decke bleibt unüberwindbar, die Gehaltsschere
öffnet sich weiter statt sich zu schließen. Gendergerechte Sprache wird
verteufelt und teils sogar von rückwärtsgewandten, rechten Regierungen
verboten.
LGBTQ-Personen sehen sich erneut mit Feindseligkeit konfrontiert,
anstatt als selbstverständlicher Teil der Gesellschaft anerkannt zu
werden.
Die Weltklimakonferenz endet in einer krachenden Niederlage. Alles,
was die grüne Bewegung über Jahrzehnte mühsam aufgebaut hat, wird wieder
dem Profit geopfert. Grüne Parteien verlieren Regierungsbeteiligungen,
Mandate und Stimmen bei Wahlen.
Der Kapitalismus, der Menschen und Umwelt ausbeutet, triumphiert
ungebrochen. Tech-Milliardäre übernehmen offen die Macht, während
größenwahnsinnige, testosterongesteuerte Politiker Weltmächte
dominieren. Die Menschheit scheint nichts aus ihrer eigenen Geschichte
zu lernen.
Soziale Errungenschaften fallen dem Druck der Reichen zum Opfer. In
Österreich etwa wird über eine Senkung der Lohnnebenkosten diskutiert –
zugunsten der Arbeitgeber, während die Besteuerung von Milliardären den
Ärmsten als Gefahr dargestellt wird. Man redet ihnen ein, ihr letzter
Cent sei bedroht, sollte die Wohlhabenden ihren fairen Beitrag leisten
müssen.
Auch im Arbeitsalltag zeigt sich dieser Rückschritt.
Mitarbeiter-Benefits werden abgebaut, Wertschätzung bleibt aus.
Homeoffice wird von Führungskräften als „Urlaub“ diskreditiert und
abgeschafft. Führungskulturen stagnieren auf dem Niveau der
Fließbandarbeit: Zwang und Druck ersetzen Wertschätzung und positive
Motivation.
Im Bildungswesen wiederholt sich diese Entwicklung. Eltern werden
regelrecht bestraft, oft mit finanziellen Sanktionen, wenn sie nicht den
von ihnen erwarteten Beitrag leisten.
Selbst in meinem Fachgebiet – Betriebswirtschaft,
Unternehmensberatung, Projektmanagement und Softwareentwicklung –
erkenne ich, wie wenig Fortschritt erzielt wurde. Die Probleme im
betrieblichen Alltag gleichen denen von vor 35 Jahren.
Künstliche Intelligenz wird von den Medien hochgejubelt, doch in
kleinen und mittleren Unternehmen (EPU, KMU) sowie in Teilen größerer
Organisationen arbeitet man weiterhin mit veralteter, langsamer
Hardware. Neue Software wird nach wie vor ohne Einbindung der operativen
Ebenen implementiert, was regelmäßig zu Frustration, mangelnder
Motivation und ausbleibenden Verbesserungen führt.
Die Entwicklung von Individualsoftware bleibt langwierig, teuer und
qualitativ oft mangelhaft. Zwar wechseln die Namen der
Programmiersprachen, Projektmanagementmethoden und Prozesse regelmäßig,
doch die grundlegenden Probleme bleiben unverändert: Versprechungen
werden gemacht, aber die Ergebnisse enttäuschen.
In letzter Zeit habe ich immer wieder mit jungen UnternehmensgründerInnen zu tun, die sich als UnternehmensberaterInnen oder TrainerInnen selbstsständig machen wollen. Ich liebe zwar deren Idealismus, nur ihre Businesspläne spiegeln Themen wieder, die ich seit Jahrzehnten aus der Praxis als Unternehmensberater kenne. Sei es nun Führung, Qualität, Fehlerkultur oder Projektmanagement, wohl in neuen "Kleidern", also neuen wohlklingenden, englischen Bezeichnungen, aber im Kern nichts Neues.